Augenzeugenbericht - Kangale benötigen Hilfe vom 26.8.2007

Twistringen
Twistringen 2007

Es ist einfach schwer, zu schreiben. Ich habe mir eben die Fotos angesehen und mir sind die Tränen wieder in die Augen geschossen.
Wo soll ich anfangen? Beim Geruch? Beim Zustand der Hunde? Es sind so viele Eindrücke zu verarbeiten. Aber letztendlich bin ich froh, dass ich mit anpacken konnte.

Als wir am Hof ankamen, hatte die ganze Aktion gerade angefangen. Die Hunde bekamen durch einen Schlauch Wasser ins Gehege in die dort stehenden Eimer gefüllt und Inhalierten dies einfach nur. Sie konnten gar nicht schnell genug am Wasserstrahl trinken und tranken so viel, dass sogar mehrfach nachgegossen werden musste.

Am Anfang des Hofes sah es ganz gut aus. Zwei Zwinger, einer mit drei propperen Welpen, die sich in der Sonne aalten und einer, mit einer Mutterhündin und Welpen, die ganz propper aussahen. Ging man um das Gelände herum, hatte man aber schon Schwierigkeiten, in die anderen Gehege zu schauen, da alles meterhoch mit Brennesseln umwuchert war. An einer Stelle konnte ich an einen Verschlag ran, in dem auch eine Hündin mit Welpen saß. Sie steckte sofort den Kopf durch die schmalen Stäbe und wollte einfach nur lieb gehabt werden. Auch die Welpen waren sehr freundlich. Aber ich hatte schon einen Riesenschreck, wie mager alle aussahen.

Dann gingen wir auf das Gelände drauf, wo die Registrierung begonnen hatte. Die meisten der Hunde waren nicht gechippt und mussten also erst mal alle angelockt, notfalls eingefangen und überprüft werden. Wer keinen Chip hatte, bekam einen. Auch hier fiel mir wieder auf, dass man an den Hunden die Rippen einzeln zählen konnte. Aber die Gehege waren relativ groß und mit Gras bewachsen und sahen einigermaßen trocken aus. Auch hatten diese Hunde die Gelegenheit in eine Art Stall zu gehen. Dann verlagerte sich das ganze Geschehen in den hinteren Teil des Geländes und es wurde immer schlimmer.

Die Gehege wurden kleiner, teilweise waren es "Verschläge". Es saßen mehrere Hündinnen mit einem Rüden zusammen. Viele hatten Wunden, Milben und andere Krankheiten. Je weiter man nach hinten kam, desto magerer wurden die Hunde. Sehr sehr oft hörte ich von der Amts-Veterinärin, übrigens eine zupackende und kompetente Frau, Ernährungszustand mäßig bis schlecht oder schlecht. Pflegezustand schlecht.
Ich habe in keinem der Gehege Kot in "Wurstform" gesehen, alles weich und matschig. Teilweise fraßen die Hunde ihren eigenen Kot. Wenn Futter da war lagen Hundeflocken im Dreck, aus dem sich die Hunde diese raussuchen mussten. In vielen Gehegen war Schlamm.

Es waren Hunde von Welpenalter (5 Wochen) bis Erwachsene vorhanden. Die meisten Hunde sind nie aus ihren Gehegen, geschweige denn vom Gelände heruntergekommen. Sie kennen einfach NICHTS. Die Angstschreie, wenn man ihnen nur ein Halsband anlegen wollte, werde ich so schnell nicht vergessen. Harry hat eine Mordsarbeit geleistet, die meisten der erwachsenen Hunde hat er auf seinen Armen vom Hof getragen. Andere haben wir eben zu zweit genommen, oder auch einzeln getragen, wenn es leichtere Junghunde waren.

Und trotz aller Angst haben die Hunde bei der leisesten Ansprache noch mit dem Schwanz oder zumindest mit der Schwanzspitze gewedelt. Keiner der Hunde hat auch nur geschnappt. Den ganzen Tag lang wurde nicht ein einziger Mensch gebissen. Ich finde es toll, wie gut von Seiten des Tierschutzes und des Veterinäramtes alles organisiert war. Alles verlief reibungslos und Hand in Hand obwohl sich die meisten der Leute untereinander überhaupt nicht kannten.

Das war mit Sicherheit nur ein Teil der ganzen Arbeit, das meiste ist von den Pflegestellen und Vereinen jetzt erst zu leisten. Die Hunde müssen verpflegt und medizinisch versorgt so wie an die Umwelt gewöhnt werden. Ich drücke allen einfach nur die Daumen.

26.8.2007 Doris Hirt

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