Das Unwort des Jahres 2012 - Hundetrainer

Offiziell kürt man das Unwort am Ende eines Jahres. Wir tun es bereits jetzt. Das Unwort des Jahres 2012 lautet „Hundetrainer“. Unter diesem Begriff tummeln sich die absonderlichsten Gestalten.
Da haben wir den mediengewandten Hundetrainer, der in kürzester Zeit vor laufender Kamera ein Fehlverhalten des Hundes für immer beseitigt. Natürlich alles ohne große und aufwendige Analyse und mit einfachen Mitteln. Dieser Hundetrainer sieht innerhalb von Sekunden woran das Fehlverhalten liegt und beseitigt es ruck zuck.
Dann haben wir da den selbsternannten Hundeflüsterer. Selbst Besitzer eines schwierigen Hundes, wobei schwierig relativ ist, rät er jedem Hundehalter, egal welches Problem der Hund hat zu seiner Methode. So es denn eine ist.
Nun kommt noch der Hardliner, der immer schon auf Starkzwang stand und sich nicht davon abbringen lässt. Erst wird der Hund klein gemacht und dann wieder aufgebaut. Wenn denn da noch was zum aufbauen übrig bleibt.
Nicht zu vergessen die Hundesportler, die glauben jeder Hund müsste Sport machen. Da wird der Husky, der Drahthaar oder der Kangal mit Agility, Dog Dancing und ähnlichen Sportarten konfrontiert, egal ob er geeignet ist.
Die Hilfsmittel zu all diesen Korrektur- oder Erziehungsmethoden sind vielzählig. Natürlich sind diese praktischer Weise auch immer gleich käuflich zu erwerben.
Die Hunde werden wie Laborratten mit Wasser traktiert, mit Schütteldosen gegen Aufpreis beworfen, mit Wurfketten erschreckt, mit Sprühhalsbändern und Zitronenduft benebelt oder mit Vibrationshalsbändern irritiert. Nicht zu vergessen Stachelhalsbänder und Teletack, damit der Hund auf Knopfdruck gehorcht.
Da wird geclickert auf Teufel komm raus und der Futterbeutel geschmissen bis der Arm abfällt. Nicht, dass man mich falsch versteht, die meisten Hilfsmittel an sich sind nicht schlecht, aber wenn sie inflationär eingesetzt werden zeigen sie nach kürzester Zeit keine Wirkung mehr.
Die Erklärungen der Hilfsmittel seitens der „Hundetrainer“ sind auch ganz interessant. Die Leberwursttube als positive Verstärkung simuliert z. B. die Zitze des Muttergesäuges. Das fordernde Knabbern eines Hundes am Menschen und seiner Kleidung ist ein Liebesbeweis.
Gähnen während eines Trainingsspazierganges zeigt an, dass der Hund gelangweilt und müde ist.
Der 12 wöchige Welpe verteidigt sein Frauchen und ist dominant wenn er auf dem Übungsgelände andere Hunde anbellt. Der „ Hundetrainer“ wirft mit Begriffen wie Beschwichtigung, Prägung, Dominanz, Unsicherheit, Kontrollfunktion, Unterordnung und Aggression nur so um sich. Er hat sogar hellseherische Fähigkeiten, wenn er einen Hund zum ersten Mal trifft, denn er sieht sofort, dass der Hund dominant ist. Da kann man nur staunen.
Der unerfahrene Hundehalter übernimmt diesen Schwachsinn und probiert alles aus, was ihm gesagt wird. Erst werden die Begriffe wild gemixt, dann die Hilfsmittel ständig und mit falschem Timing angewandt. Da wundert es Niemanden mehr, wenn wir immer mehr verstörte Hunde haben bei dem reichlichen Angebot von „Hundetrainern“.
Kann sich Jemand vorstellen, was mit einem Hundehalter passieren kann, der seinen 3- jährigen, ca. 55 kg schweren Kangalrüden auf den Rücken schmeißen soll, um ihn unterzuordnen? Das grenzt an fahrlässige Körperverletzung.
Wir wollen hier nicht alle Hundetrainer verurteilen, denn es gibt gute Hundetrainer. Diese arbeiten korrekt mit dem nötigen Fachwissen und erzielen auch Erfolge in der Erziehung.
Wir wollen die Hundehalter kritischer machen bezüglich der Wahl ihres Hundetrainers. Denn schließlich würde Niemand sein Kind einem mehrfach verurteilten Bankräuber zur Erziehung überlassen oder?
Die Bewunderung gilt nach wie vor dem Hund. Diesem sozialen Geschöpf, welches geduldig alles über sich ergehen lässt und bei Nichterfolg der chaotischen Erziehung auch die Konsequenzen, wie Tierheim oder Einschläferung trägt.
Wir sind keine Hundetrainer, sondern nur Fachidioten im Umgang mit Herdenschutzhunden. Diesen Hunden versuchen wir zu einem artgerechten Leben in unserer Umwelt mit den vielen Regeln zu verhelfen. Wie viele durch „Hundetrainer“ verstörte Geschöpfe dieser Rassen bei uns gelandet sind können wir nicht mehr zählen.

Eleonore Rösner

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