Hundeparadies Deutschland wird häufig zur Falle für Herdenschutzhunde die aus dem Ausland importiert wurden!

Fast täglich erreichen uns Mails oder Anrufe von anderen Tierschutzorganisationen, in denen wir gebeten werden uns eines Herdenschutzhundes anzunehmen. Entweder sitzt der Hund noch in einer Tötungsstation oder er ist auf einer Pflegestelle und kann dort nicht mehr bleiben.
Vom Welpen angefangen bis zum Senior sollen wir helfen, eine geeignete Stelle zu finden oder den Hund bei uns aufzunehmen.
Obwohl wir diese Anfragen ablehnen, landen diese importierten Tiere auf Umwegen doch häufig bei uns.
Meist kommen die Hunde von der Endstelle, die sich nicht mehr zu helfen weiß, weil der Hund mehrfach das Kind gebissen hat oder die Pflegestelle fürchtet um die anderen Hunde, da der Herdenschutzhund langsam aber sicher das Ruder übernimmt.
Die Organisation, die die Hunde importiert hat meldet sich nicht mehr oder kann und will den jeweiligen Hund nicht zurück nehmen.
Ein weiteres Disaster beginnt für viele Hunde im Ausland mit dem mitleidigen Urlauber, der einen halb verhungerten Welpen mit nach Hause nimmt und dann nach einem halben Jahr feststellt, dass es sich um einen Kangalrüden handelt.
Die Nachbarn hassen das Mitbringsel aus der Türkei oder einem anderen Land, der inzwischen 75 cm Schulterhöhe hat und alles angiftet was sich ihm nähert.
Die Familie wollte doch nur dieses Tier retten und liebte ihn heiß und innig. Man vergaß aber, ihn mit dem nötigen Sachverstand zu erziehen.
Vorherige Hunde waren so ganz anders, hören wir immer wieder. Dieser Hund aus dem Urlaubsland ist ein Terrorist auf vier Beinen, der die Familie stramm stehen lässt. Droht und knurrt bei jedem Schritt der Kinder und verteidigt vehement sein Fressen.
Abgeben ist dann meist die einzige Chance. Die Tierheime sind voll von den Mitbringseln oder den geretteten Herdenschutzhunden aus dem Ausland.
Aktuell können wir von einer Pyrihündin berichten:
Mehrere Tierschutzorganisationen baten uns um Hilfe oder Aufnahme der Hündin, die sich in einer Tötungsstation in Spanien befand. Wir lehnten ab!
Sie landete in einer Pflegestelle, wo sie trotz ihrer schweren HD und starken Athrose die steilen Treppen zu einer 65 m² Wohnung erklimmen muss.
Der vorhandene erst einjährige Kuvasz-Rüde lebt auch noch in dieser Wohnung mit einer weiteren geretteten Setter-Mischlingshündin.
Alle drei Hunde teilen sich ein mit reichlich Mobiliar versehenes Zimmer und einen engen Flur. Schließlich will die Hausherrin ihr Schlafzimmer und das Bad für sich haben.
Der vorhandene Innenhof und Garten mit gesamt 100 m² ähnelt einem Blumenbeet mit Betonfläche. Diese Pflegestelle wurde wohl von der importierenden Organisation nicht genau in Augenschein genommen!!
Nun möchte besagte Dame diese Hündin auch noch ganz behalten, da sie ja so süß ist.
Die bereits aufgetretenen Streitigkeiten wurden nun zum Anlass genommen, uns um Rat bei der Erziehung zu fragen. Von der mangelnden Auslastung und den daraus resultierenden Verhaltensauffäligkeiten will die Dame nichts wissen.
Sie ist Tierschützer und das mit Leib und Seele!! Schließlich geht sie zwei Mal täglich mit den Hunden spazieren und sie liebt ihre Tiere.
Auch unsere Aufklärung bezüglich der Haltungsbedingungen für Herdenschutzhunde können nach ihren Aussagen nicht der Anlass für die Beissereien sein. Schließlich ist sie ja nur 8 Stunden täglich zur Arbeit und kümmert sich dann aufopfernd um die Hunde.
Wir dürfen gespannt sein, wann dieses Experiment auf Kosten der Hunde zu Ende geht.
Ein weiteres Beispiel vom "ersehnten" Endplatz eines Herdenschutzhundes:
Importiert durch eine Tierschutzorganisation wird ein ca. 6 monatiger, verschmuster, lieber Hütehund (angeblich Colli-DSH-Mix) in eine Familie mit drei Kindern vermittelt. Nach drei Monaten dürfen die Kinder keine Freunde mehr mitbringen. Der Hausherr, der montags das Haus verlässt, um die Brötchen zu verdienen, wird am Freitag Abend erst mal kräftig gebissen als er heimkommt. Auch sonst muss sich der Hausherr sehr vorsichtig bewegen, da der Hund seine erarbeiteten Resourcen wie Frauchen, das Sofa und die Küche verteidigt.
Der Garten des Reihenhauses ist auch keine Lösung, da der Hund dort ständig bellt und die Nachbarn sich bereits beschweren . Beim Hausbesuch haben wir festgestellt, dass es sich bei dem Hütehund um einen Kaukasen handelt und die Probleme sicherlich nicht geringer werden.
Auf unser Anraten hat man sich von dem Hund getrennt. Wir konnten ihn an einen entsprechenden Platz vermitteln, wo er seiner genetischen Bestimmung nachkommen kann und trotzdem Menschenkontakt hat.
Wir appelieren hiermit an alle Tierschützer, die Herdenschutzhunde aus dem Ausland nach Deutschland importieren, sich nicht mehr länger der Verantwortung zu entziehen und sich um artgerechte und fachkundige Vermittlung zu bemühen.
Insbesondere der Import von Maremmano-Welpen nach Deutschland ist in den letzten 8 Monaten vermehrt zu beobachten. Die ersten Probleme mit diesen Hunden sind auch schon aufgetaucht. Der süße weiße Knut hat sich plötzlich in eine Bestie verwandelt und man braucht Hilfe.
Das Anliegen unseres Vereins ist es, dass Herdenschutzhunde entsprechend ihrer genetischen Veranlagung und ihren Bedürfnissen gehalten werden. Gern sind Vertreter von anderen Tierschutzorganisationen eingeladen, sich bei uns zu informieren oder uns auf unserer Pflegestation zu besuchen. Ein Life-Erlebnis mit diesen imposanten Tieren hat manchmal einen Augen-öffnenden-Effekt. Vielleicht hilft es den missverstandenen Herdenschutzhunden einen weiteren Leidensweg in Deutschland zu ersparen.

Eleonore Rösner

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