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Der Anfang einer Liebe für Herdenschutzhunde

Überlegungen zur Anschaffung eines KANGAL:

Hund oder Nicht ? Welche Rasse? Welches Geschlecht? Wo bekomme ich einen Kangal? Welpe oder erwachsener Hund? Nothunde in Tierheimen? In welchem Tierheim finde ich meinen Traumhund?

SCHRECKLICH !   EIN KANGAL IM HAUSE
Ankunft!
Drei Wochen Kalle Kangal!
Ein Monat Kalle Kangal!

HILFE! DER HUND IST EINE FÜHRUNGSKRAFT
Trainer oder Hundeflüsterer?
Intensives Arbeiten!
Misserfolge!

AUFBAU VON RESPEKT UND VERTRAUEN
Wer ist der Chef?
Stress pur für den Hund!
Erneute Rückschritte!

KRIEGE ICH ES HIN ODER NICHT?

Überlegungen zur Anschaffung eines KANGAL:

Hund oder Nicht ?
Wir hatten immer Hunde, was aber nicht bedeutet, dass wir einen besonderen Sachverstand für Hunde hatten. Ein Hund gehörte für mich und meinen Mann einfach zum Leben dazu. Ein Kumpel, der zuhört und mit dem man etwas unternehmen kann. Als unser Labrador Rüde mit fast 16 Jahren verstarb, wollten wir zuerst keinen Hund mehr. Zunehmende Einbrüche in der Nachbarschaft machten uns etwas unruhig und speziell mich ein wenig ängstlich. Also doch wieder ein Hund, aber einen mit Schutztrieb, denn unser Labrador hatte die Einbrecher Jahre zuvor freundlich durch das Haus geführt...
 

Welche Rasse?

Schon als Kind hatte ich gute Erfahrung mit Schäferhunden gemacht. Aber ein Schäferhund sollte es auf keinen Fall sein, da ich gern einen hellen Hund haben wollte. Vor Jahren hatte ich einen Herrn getroffen, der Halter eines Kangals war. Die majestätische Erscheinung und seine Distanziertheit haben mich stark beeindruckt. Somit musste erst einmal Material über diese Hunderasse besorgt werden. Die Literatur war eher etwas dürftig und die Beschreibungen des Wesens klangen einerseits viel versprechend, doch der Weg bis zum erwachsenen Kangal hörte sich sehr kompliziert an. Aber insgesamt überwogen die positiven Eigenschaften. Somit war die Rasse für uns entschieden!

Welches Geschlecht?

Für uns kam von Anfang an nur ein Rüde in Frage. Es war eher eine Bauchentscheidung als eine fachliche Betrachtung. Die Hündinnen, die ich in der Kindheit kennen gelernt hatte, waren durchweg ein wenig zickig. Mit den Rüden bin ich eigentlich immer besser zurecht gekommen. Somit haben wir die gemeinsame Entscheidung gefällt, ein Kangalrüde muss her!

Wo bekomme ich einen Kangal?

Etliche Telefonate mit ehemaligen Züchtern führten zu keinem Ergebnis. Erst ein Hinweis von einem ehemaligen Züchter brachte mich auf den richtigen Weg. E. v. Buchwaldt wurde mir als Spezialistin für Kangal genannt und ihre Homepage schürte meinen Wunsch einen Kangal zu haben noch mehr. In einem Telefonat erfuhr ich, dass E.v. Buchwaldt sich auch um in Not geratene Kangal kümmert und es war auch gerade ein 5 Wochen alter Welpe vorhanden. Die Besichtigung des Welpen in der Pflegestelle war sehr aufschlussreich, insbesondere für meinen Mann. Dort lebten mehrere Kangal Rüden im Rudel und sie zeigten sich innerhalb des Hauses als ruhige und verschmuste Tiere. Wir fuhren ohne den Welpen wieder heim und mussten erst einmal überlegen.
 

Welpe oder erwachsener Hund?

Lange Überlegungen und Diskussionen führten zu dem Ergebnis, dass ich dem Welpen doch lieber die Chance einräumen wollte auf einem großen Grundstück seine neue Heimat zu finden. Wir haben zwar ein großes Haus jedoch ist der Garten eher klein bis winzig. Ein junges Tier möchte rennen und toben und vielleicht auch Besuch von seinen Hundefreunden bekommen. Dafür reicht der Platz für einen sehr territorialen Hund dann doch nicht.

Die Pflegestelle war dann froh, dass wir uns gegen den Welpen entschieden haben.

Auf der anderen Seite erfuhr ich auf der Pflegestelle, dass gerade Kangal immer wieder in Not geraten, da sie unter falschen Voraussetzungen angeschafft werden. Auf der Pflegestelle wurde ich dann über den Verein Pro-Herdenschutzhunde informiert, der sich um diese Tiere kümmert. Ich war von der Idee begeistert, diesen Tieren zu helfen, so dass ich mich spontan entschloss Mitglied zu werden. Da ich bereits in mehreren Tierschutzvereinen Mitglied war, kam es auf eine Mitgliedschaft mehr auch nicht an, denn jeder Verein kann finanzielle Unterstützung gebrauchen. Gesagt - getan. Aber wir hatten immer noch keinen Kangal.
 

Nothunde in Tierheimen 

Mein Interesse war nun geweckt einen erwachsenen Hund aufzunehmen, der vielleicht in einem Tierheim gelandet ist und unglücklich mit seiner Situation ist. Die gezielte Suche in den Tierheimen nach einem erwachsenen Kangal erwies sich als recht schwierig, denn als Rasseneuling mit kleinem Grundstück disqualifizierte man uns bereits im Vorfeld für einen Herdenschutzhund. Der Wunsch nach einem solchen Hund war da, aber niemand will mir einen Kangal anvertrauen. Dabei hatte ich inzwischen ein recht großes theoretisches Wissen über diese Rasse. Wird man etwa mit Erfahrung für Herdenschutzhunde geboren?

In welchem Tierheim finde ich meinen Traumhund?

Fündig wurde ich im Tierheim Bochum. Dort war ein 5 jähriger Rüde, der mir sofort mein Herz gestohlen hat. Kalle Kangal!! Im Zwinger war er recht freundlich, im Freilauf wollte er nichts von mir wissen. Kalles persönlicher Test mit einem Zerrspielzeug endete mit einem Punktsieg für mich, da ich das angebotene Spielzeug nicht angenommen habe, wie er es geplant hat, sondern ihn mit Fleischwurst weggelockt habe und es mir dann genommen habe. Daraufhin war er so sauer, dass er mich gezwackt hat. Liebe auf den ersten Biss! Meine Entscheidung wurde in dieser Minute amtlich, das ist er - mein Hund! Habe wahrscheinlich bereits da geahnt, dass dieser Rüde eine große Herausforderung sein wird. Kalles Abneigung gegen Katzen habe ich einfach ignoriert, ebenso sein schlechtes Sozialverhalten gegenüber anderen Hunden. Das kriegen wir schon hin, so dachte ich! Am 3 . März 2003 übernehme ich Kalle Kangal, den Hund meiner Begierde!

SCHRECKLICH ! EIN KANGAL IM HAUSE

Ankunft !

Nach 3 stündiger Autofahrt ohne Vorkommnisse, kleiner Spaziergang in neuem Umfeld. Da ich um die Kraft des Hundes wusste, fühlte ich mich nicht besonders sicher. Dann endlich im neuen Heim. Matratze und Fressplatz gezeigt, Ruhe einkehren lassen. Herrchen kommt nach Hause und will den neuen Hund in der geöffneten zum Vergrößern hier klicken Haustür begrüßen. Kalle Kangal drängt sich an ihm vorbei und sprintet über die Dorfstraße auf den gegenüberliegenden Hof. Die Bäuerin, die gerade ihren Hof kehrte erstarrt zu einem Arbeiterdenkmal mit Kehrschaufel in der Hand und offenem Mund, der einen stummen Schrei auslösen will. Ich hetze wie der geölte Blitz ohne Kommentar an ihr vorbei, hinter Kalle Kangal her, mein Mann gibt Erklärungen ab, um die Nachbarin zu beruhigen. Erst die Katze die über einen Zaun flüchtet stoppt Kalle Kangal. Entweder Zaun zu hoch oder Kalle Kangal zu schwer. Ist ja auch egal. Ich hab ihn endlich wieder. Am Halsband wird der " kleine Ausbrecher" abgeführt. Gegen Abend weis man im Dorf, dass wir einen neuen Hund haben und der extrem hohe Zaun keine Abgrenzung für eine Straußen- oder Giraffenzucht ist. Der Abendspaziergang fällt unter Mitwirkung von Herrchen etwas gedämpfter aus, da ich mir bewusst bin, dass ich einen Allrad-betriebenen Hund mit Turbolader an der Leine habe. Auf keinen Fall durfte der Hund mir entwischen!
 

Drei Wochen Kalle Kangal! 

Das Spazierengehen stellte sich als sehr schwierig heraus. Leine vor der Brust des Hundes bremst ihn zwar etwas, aber hindert ihn nicht am ziehen. Ausweichen vor anderen Hunden und Menschen in der freien Wildbahn ist unbedingt geraten, da man sonst im Dreck liegt. Also Spaziergänge morgens um 5.00 Uhr und nachts. Nachmittags nur in Begleitung von mindestens 100 kg schweren Männern. Eigentlich wollte ich einen Begleiter, mit dem ich die Natur erlebe. Aber unsere Auffassungen von einem Spaziergang gehen weit auseinander, Kalle zerrt mich durch die Prärie und ich stolpere hinterher. Das kann es nicht sein! Muss dringend Hundeschule aufsuchen!!!

Ein Monat Kalle Kangal! 

Hundeschule aufgesucht und an eine schlechte geraten. Trainer verstand nichts von HSH-Hunden. Als er bereits 2 schwierige Hunde auf dem Platz hatte - ein dritter Hund, der meinen Begleiter schon auf der Strasse angriff auch noch dazu kam- das war zuviel! Habe meinen Kalle Kangal eingepackt und war verzweifelt. Als dann auch noch Besuch im Hause ist, Herrchen Kalle abends mit einem Knochen ins Haus lockt, dann Kalle eine Bellattacke gegen vermeintliche Diebe seines Knochens startet, ist der Hausfrieden enorm unter Druck geraten. Ich gehe wütend zu Kalle: will dass er Sitz macht und mir den Knochen aushändigt. Übersehe in meiner Rage die Warnhinweise und schwupps, beißt er mir erst in den Arm und dann schmerzhaft in die Brust. Ergattere in meiner Schmerzattacke und mit viel Glück trotzdem den Knochen und entsorge ihn erst einmal außerhalb des Hauses.

Anschließend versöhne ich mir wieder mit Kalle, bin mir aber nicht mehr sicher ob ich das noch hinkriege.

 

HILFE! DER HUND IST EINE FÜHRUNGSKRAFT

Es ist inzwischen Hochsommer geworden und ich entwickle mich zu einem Landkind im wahrsten Sinne des Wortes. Ich betrachte die Erdbeschaffenheit und das Wachstum der Zuckerrüben aus nächster Nähe, wenn ich mit Kalle Kangal spazieren gehe. Auslöser seines Raketenstartes sind entweder ein Hase auf dem Feld oder ein Hund in weiter Ferne. Jede Bewegung wird registriert Kalle Kangal muss ja nachgucken. Meine Wenigkeit am anderen Ende der Leine ist für den Hund völlig unwichtig und so habe ich das einmalige Vergnügen die Vegetation in meiner Umgebung bodennah zu erleben. Erdproben kann ich nach jedem Spaziergang abliefern. Mein Mann hält mich für eine Masochistin.

Weiterhin zeigt der Hund auch im Hause ein verändertes Bild.

Langsam und schleichend übernimmt der Hund auch hier die Führung im Haushalt. Er droht Besucher an und schnappt nach ihnen. Er tobt am Zaun bei jedem Passanten und jedem Auto. Muss dringend etwas unternehmen, ich weis nur nicht was und wie. Bisher hatten wir immer normale Hunde.

Empfehlungen von den damaligen Vereinsmitgliedern über angeblich versierte Hundetrainer führten zu dem Ergebnis, dass ich den Hund isolieren sollte oder zurückgebe. Weiterhin bot man mir an, dass ich in zwei Monaten zu einem recht teuren Training ans andere Ende von Deutschland kommen sollte. Ich brauchte aber jetzt und sofort Hilfe.

Die weiteren Ratschläge von den beratenden Vereinsmitgliedern waren wenig hilfreich. Außer dass ich den Hund zurückgeben sollte, fand man keine bessere Lösung. Mein Kalle Kangal erneut ein Notfall? Nix da!!

Als Mitglied hatte ich doch noch die Liste mit weiteren Pro-HSH Mitgliedern. Es muss doch ein Mensch darunter sein, der auch so viele Probleme mit seinem Hund hatte. Es fand sich ein Mitglied in Hannover, also nachgefragt wohin ich mich wenden kann. Bekam auch sofort die Adresse eines Trainers, der schon mit Herdenschutzhunden gearbeitet hat. Bereits beim telefonischen Gespräch mit dem Trainer hatte ich das Gefühl, er weiß wovon er redet.

Meine Verzweiflung hat ihn bewogen, mir sofort einen Termin zu geben. Irgendwie fühlte ich mich sofort ein wenig besser, Hilfe ist in Sicht! Denn etwas wollte ich auf keinen Fall- den Hund zurückgeben. Es liegt nicht am Hund, das wusste ich. Es liegt an mir!!!!
 

Trainer oder Hundeflüsterer?

Der Termin vor Ort auf einem Hundeplatz für Schäferhunde war bemerkenswert. Mitleidige Blicke der anderen Menschen ließen mich erneut an meiner Leidenschaft zu Kalle Kangal zweifeln. Aber nach einer zweistündigen Kopfwäsche mit einem Übersetzungskurs in Kangalsprache fand ich meinen Verdacht bestätigt, Hund und Halter reden nicht in derselben Sprache. Ein Leinentrick hat mich schnell und unkompliziert zu einem Hundeführer gemacht, der zumindest seinen Hund kontrollieren kann, ohne dass er zehn Meter Bremsweg zurücklegt.

Völlig fertig machen Kalle Kangal und ich uns auf den Heimweg. Dank des Leinentricks und meiner neuen Grundeinstellung bin ich wieder frohen Mutes. Spazierengehen macht wieder Spaß und der Hund fühlt sich offensichtlich wohler. Nun verstehe ich meinen Hund auch wesentlich besser. Denn auch ein HSH ist in erster Linie ein Hund. Seine Reaktionen resultieren aus einer großen Unsicherheit heraus. Da denkt man, so ein großer Kerl mit 55 kg kennt keine Angst. Der Kerl ist völlig unsicher und weis nicht was er tun soll. Also greift er erstmal alles an was ihm unbekannt ist. Meine Kommandos versteht er auch nicht. Es ist so als ob ein Japaner und ein Araber versuchen sich zu verständigen. Daran werden wir nun arbeiten. Über 2 Jahre im Tierheim mit zwei oder drei Vermittlungen und deren schneller Rückgabe haben den großen Kerl total verunsichert, wenn er es nicht schon vorher war.

Intensives Arbeiten!

Nun geht es richtig los. Ich schöpfe neue Kraft und zwei Mal in der Woche bin ich mit Kalle Kangal auf dem Hundeplatz, um andere Hunde anzuschauen. Einfach nur zuschauen und meinen Hund beruhigen, wenn er sich durch andere Hunde bedroht fühlt. Auch noch eine Woche Intensivschule bei Bloch/ Lanzerath mit Halti-Training eingeschoben. Mein Kangal wird langsam ruhiger. Eine kleine Beißerei durch einen frei laufenden Hund während einer der Trainingsstunden verarbeitet er recht gut. Frau Lanzerath bestätigt mir, dass der Hund sauber im Kopf ist, lediglich ich muss ihm deutlicher sagen was ich will, da er keine Gedanken lesen kann. Habe wieder Hoffnung, dass ich es doch hinkriege.

 

Misserfolge!

Es läuft alles glatt und ich gehe motiviert mit Kalle Kangal spazieren. Die nächtlichen Runden geben mir die Möglichkeit über die kleinen Schritte des Erfolges zu resümieren. Leider wird man dabei auch unachtsam. Während eines dieser nächtlichen Spaziergänge springt mein Kangal blitzschnell ca. 1,5 Meter neben mir hoch und schnappt sich eine auf einer Mauer sitzende Katze. Es geht rasend schnell und die Katze ist sofort tot. Bin traurig und wütend zugleich. Er will mir seine Beute nicht geben. In meiner Wut reiße ich ihn an den Backen hoch und schüttle ihn. Nehme ihm die Beute ab, ignoriere ihn und habe Schuldgefühle!

AUFBAU VON RESPEKT UND VERTRAUEN

Wer ist der Chef?

zum Vergrößern hier klicken Nach dem Vorfall mit der Katze weiß nicht nur ich genau, welche Kräfte ich entwickeln kann. Kalle Kangal verweigert nach dem Vorfall das Futter durch mich, so dass Herrchen ihn füttert. Nach einigen Tagen des Nachdenkens von beiden Seiten akzeptiert Kalle Kangal mich dann plötzlich voll und ganz als Chef. Es ist nur traurig, dass es eine solche Erfahrung sein musste. Wir müssen beide noch viel lernen. Wenn Kalle Kangal nachts anschlägt um Gefahr zu melden, stehe ich auf und sehe nach was ihn stört. Meistens legt Kalle Kangal sich sofort wieder schlafen, sobald ich auftauche. Er überlässt mir dann den Job und schnarcht schon wieder, während ich noch in die Nacht glotze und Gefahren ausspioniere. Wir versuchen ein Team zu werden.

Stress pur für den Hund!

Um Kalle Kangal die Unsicherheit beim Treffen von anderen Hunden zu nehmen, werden nun in privaten Trainingsstunden Hunde an ihn herangeführt. Er darf dann auch nicht pöbeln oder Aggressionen zeigen. Nach anfänglichen Tobsuchtsanfällen beim Anblick von fremden Hunden in freier Wildbahn, beruhigt er sich zunehmend immer mehr und freut sich dann auch ihm bekannte Hunde zu sehen oder zu treffen. Eine läufig gewesene Hündin, macht ihm die Hunde-Begegnungen dann zusätzlich noch viel sympathischer. Um den Stress für den Hund noch zu erhöhen muß er mit mir in den Zoo gehen, den in Hannover dürfen Hunde auch rein. Deutliche Spielaufforderung gegenüber einer Löwendame bringt die Zoopfleger und auch mich zum Lachen. Wahrscheinlich hält er die Dame für ein besonders großes Exemplar von einem Kangal, da er sie ja nur sehen aber nicht riechen kann hinter der Glasscheibe. Auf jeden Fall hat er versucht die Dame solange zu beeindrucken bis plötzlich der König der Tiere auftauchte. Der war ihm dann doch zu mächtig und Kalle hat den Rückzug angetreten. So als ob er nichts gemacht hätte, Schwanz runter, Kopf zur Seite und nix wie weg! Endlich hat Kalle Kangal wieder etwas zum Denken in seinem großen Kopf. Insgesamt macht er große Fortschritte und ich bin glücklich mit ihm, obwohl er noch lange nicht sicher ist.

Erneute Rückschritte!

Als man mich ein Vorstandsmitglied bei Pro-HSH fragte ob ich eine Kangal Hündin aus schlechter Haltung bei mir aufnehmen könnte, habe ich spontan zugesagt.

Es fand sich ja sonst auch keiner, der dazu bereit war. Es handelte sich um eine Hündin, die gerade Welpen gehabt hat und wahnsinnig abgemagert war. Kalle Kangal hat sich prächtig mit der hübschen Hündin verstanden. Er hat mit ihr gerauft und konnte endlich mal derbe spielen wie es eben nur ein Kangal kann. Leider fand er die Hündin nach 2 Monaten toller als mich und versuchte sich wieder gegen mich durchzusetzen. Habe ihm den Spaß verdorben und die Hündin vermittelt. Es ist einfach noch zu früh gewesen für Kalle, da er sofort wieder in sein altes Muster zurück gefallen ist. Wenn seine Hundefreundinnen einmal in der Woche zu Besuch kommen, habe ich das Problem nicht, da er sich nicht als Macho im Haushalt bewähren muss. Diese Spaziergänge genießt er. Aber er freut sich ebenso, wenn alle Besitzer ihre Hunde wieder mitnehmen. Ich habe dabei immer das Gefühl er zählt durch ob auch alle weg sind.

Nachdem die Hündin vermittelt ist, taucht ein neues Problem auf. Nur keine Langeweile aufkommen lassen scheint das Motto von Kalle Kangal zu sein. Kalle hat nun die Anwandlung meinen Mann häufiger zu attackieren. Bei näherer Beobachtung stellt sich heraus, dass Kalle Kangal über meinem Mann stehen will.

Dieses Problem haben wir auch gelöst, indem mein Mann für die besonderen Leckerli zuständig ist und auch mit seiner eigenen hübschen jungen Trainerin und Kalle arbeitet. So hat jeder seinen Spaß!
 

KRIEGE ICH ES HIN ODER NICHT?

In den letzten zwei Jahren hat Kalle Kangal immer wieder Gasthündinnen ertragen müssen. Manche waren Welpen, die er sehr nervig und störend fand. Einige Damen haben ihm seine Matratze streitig gemacht andere ihn ständig an gezickt. Aber insgesamt ist er immer charming geblieben.

Nach drei Jahren seit dem Einzug von Kalle kann man von uns als Team sprechen. Er mag immer noch keine anderen Rüden, toleriert sie aber. Kalle Kangal hat es gelernt Menschen, die zu Besuch kommen, toll zu finden. Sein Wachdienst tagsüber beschränkt sich darauf Traktoren und Autos mit Hänger zu verbellen. Nachts darf er alles melden was ihm wichtig erscheint. Bei meinen Vorkontrollen oder Vermittlungen bei Pro-HSH ist er so häufig wie möglich mit dabei gewesen, sowie jetzt in unserem eigenen Verein. Er ist ein souveräner Rüde in Restaurants und Hotels geworden. Eben ein Herdenschutzhund für alle Fälle. !!!

Wir haben es nie bereut einen "gebrauchten Hund" aus dem Tierheim übernommen zu haben. Bei einem Welpen wären die Probleme auch gekommen. Nur nicht so kompakt und massiv wie ich sie durchlebt habe. Wenn man jedoch ehrgeizig und ausdauernd ist und keine Angst vor der Arbeit mit einem erwachsenen Hund hat, kann ich jedem nur raten einen "gebrauchten Hund" zu nehmen. Ein HS-Hund ist dabei eine besondere Herausforderung.

Sie können denken und planen!! Man muss nur selbst lernwillig sein, dann ist es der HS-Hund auch und man wird mit absoluter Treue belohnt.
 

Kalle Kangal wird im März 2006 acht Jahre alt und ist seit drei Jahren bei uns. Wir würden Kalle Kangal nie wieder hergeben und alle Schwierigkeiten sind fast vergessen. Es hat mit Kalle Kangal in den drei Jahren noch nie einen Beißvorfall, außer im häuslichen Umfeld durch unsere Fehler, gegeben. Ich bin sehr stolz auf Kalle Kangal und danke Allen, die mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben. Aber letztlich mußte ich mein Verhalten größtenteils ändern, damit Kalle Kangal und ich ein Team wurden. Wir bemühen uns weiterhin keine Gefahr für unsere Umwelt zu sein.

Resultierend aus den Erfahrungen mit Kalle Kangal und der aktiven Arbeit bei Pro-Herdenschutzhunde wurde der Verein Herdenschutzhund-Service e. V. mit Gleichgesinnten gegründet.

Eleonore Rösner